Patellaspitzensyndrom – Schmerzen, Behandlung und Lauftipps
Du kannst die Behandlungen beim Patellaspitzensyndrom in zwei Gruppen einordnen:
- Solche, die kurzfristig Schmerzen lindern – sie wirken nicht direkt auf die Heilung, helfen dir aber, dich freier zu bewegen und deine Rehaübungen mit weniger Schmerz auszuführen.
- Und solche, die auf langfristige (dauerhafte) Schmerzlinderung abzielen – sie beeinflussen direkt den Heilungsprozess und helfen, die Sehnenkraft wiederherzustellen.
Relative Schonung ist eine grundlegende Behandlungsstrategie, die sowohl für die kurz- als auch langfristige Erholung nötig ist. Also fangen wir genau dort an.
1. Wie du Schmerzen nutzen kannst, um relative Ruhe umzusetzen
Das Patellaspitzensyndrom führt dazu, dass deine Sehne empfindlicher wird und an Kraft verliert. Deshalb tun jetzt Bewegungen weh, die vorher völlig schmerzfrei waren.
Das Ziel der relativen Ruhe ist, dass du so aktiv wie möglich bleibst, ohne deine Verletzung zu verschlimmern. So kannst du deine allgemeine Fitness, die aktuelle Kraft deiner Patellasehne und auch deine Motivation erhalten.
Komplette Ruhe hingegen kann dazu führen, dass deine Sehne noch mehr Kraft verliert – was wiederum die Schmerzen beim Patellaspitzensyndrom verstärken kann. Deshalb wird völlige Schonung nur bei sehr starken Schmerzen und auch nur für kurze Zeit empfohlen.
In der Praxis bedeutet relative Ruhe, dass du dich an die folgenden Grundregeln hältst:
- Mach weiter mit Aktivitäten, die deine Schmerzen in der Patellasehne nicht deutlich verstärken.
- Passe Aktivitäten an, die Schmerzen verursachen – zum Beispiel durch kürzere Distanzen, flacheres Gelände oder geringere Intensität – sodass sie innerhalb eines akzeptablen Schmerzniveaus bleiben.
- Streiche nur solche Aktivitäten, die trotz Anpassungen weiterhin deine Schmerzen verschlimmern.
Zu den Aktivitäten, die bei einem Patellaspitzensyndrom typischerweise Schmerzen verursachen können, gehören:
- Kniebeugen
- Knien
- Treppensteigen
- Laufen
- Springen
Schmerzstärke vs. Schwere der Verletzung
Es ist ganz normal zu denken, dass eine Verletzung besonders schlimm sein muss, wenn sie starke Schmerzen verursacht. Oder dass sich die Verletzung verschlechtert hat, wenn die Schmerzen plötzlich zunehmen.
Aber tatsächlich zeigen Studien, dass Schmerz nicht immer direkt mit dem Schweregrad einer Verletzung zusammenhängt.
Die Forschung hat gezeigt:
- Viele Menschen haben noch Schmerzen, obwohl ihre Verletzung längst verheilt ist – Schmerzen können also auch ohne akuten Gewebeschaden bestehen bleiben.
- Umgekehrt kann jemand keine Schmerzen haben, obwohl ein Scan eine deutliche Verletzung zeigt.
- Und manchmal zeigt ein Scan nur eine leichte Schädigung, während die betroffene Person starke Schmerzen hat.
Heute wissen wir: Schmerz ist das Alarmsystem des Körpers. Und dieses System wird von deinem (unterbewussten) Gehirn aktiviert, wenn es den Eindruck hat, dass du in Gefahr bist.
Wenn du verletzt bist, reagiert dieses Alarmsystem empfindlicher – selbst auf Aktivitäten, die die Verletzung nicht verschlimmern.
Wenn du besser verstehen möchtest, warum das körpereigene Alarmsystem überempfindlich werden kann, wirf einen Blick auf unseren Artikel über chronische Schmerzen.
Aktuelle Studien zeigen: Ein gewisses Maß an Unbehagen ist völlig normal und sogar zu erwarten, wenn du Rehaübungen oder andere Aktivitäten machst – solange du bestimmte Grenzen nicht überschreitest.
Etwas Schmerz ist in Ordnung – aber wie viel?
Kann ich trotz Patellaspitzensyndrom weiterlaufen?
2. Rehaübungen beim Patellaspitzensyndrom
Wenn du deine Rehaübungen so auswählst, dass sie zur aktuellen Kraft und Empfindlichkeit deiner Patellasehne passen, kannst du sowohl kurzfristige als auch langfristige Schmerzlinderung erreichen.
Die besten Übungen zur kurzfristigen Schmerzlinderung
Isometrische Übungen, bei denen deine Muskeln angespannt werden, ohne dass sich deine Gelenke bewegen, können sofortige Linderung bei Schmerzen durch das Patellaspitzensyndrom verschaffen.
Studien zeigen, dass sie wirken, indem sie die Schmerzverarbeitung im Gehirn beeinflussen – sie „drehen die Lautstärke herunter“ und verringern so die Schmerzempfindung, die von der Patellasehne ausgeht.
Eine gängige isometrische Übung zur Schmerzlinderung bei Patellaspitzensyndrom ist der isometrische Wandsitz.
Die Exakt App macht es dir deutlich leichter, das richtige Übungsniveau zu finden – egal in welcher Phase deiner Reha du dich befindest.
Die App passt die Trainingsintensität automatisch an die aktuelle Kraft deiner Sehne an und verändert dein Programm basierend auf deinem Feedback nach jeder Einheit. So unterstützt sie dich Schritt für Schritt auf dem Weg zurück zum schmerzfreien Laufen.
Die besten Übungen für langfristige Schmerzlinderung
Um deine Schmerzen beim Patellaspitzensyndrom dauerhaft loszuwerden, musst du die Kraft deiner Patellasehne gezielt wieder aufbauen.
Der effektivste Weg dorthin ist ein strukturierter Rehaplan, der:
- Übungen beinhaltet, die die Patellasehne direkt belasten – die am häufigsten in Studien eingesetzte Übung ist die Kniebeuge,
- mit sehr geringer Belastung beginnt, die dem aktuellen Zustand deiner Sehne entspricht,
- und die Belastung langsam steigert, während sich deine Sehne erholt – bis sie wieder die Kräfte und Belastungen aushält, die beim Sport auf sie einwirken.
3. Patellasehnenbandagen (oder Taping)
Funktionieren Patellasehnenbandagen und Tapes?
Patellasehnenbandagen oder Tapes können helfen, die Schmerzen während Rehaübungen oder beim Sport zu lindern – allerdings handelt es sich dabei nur um eine kurzfristige Schmerzlinderung.
Sie sollten nicht als alleinige Behandlung eingesetzt werden. Falls nötig, kannst du sie unterstützend verwenden – zusätzlich zu einem strukturierten Krafttrainingsprogramm.
Wie wirken Patellasehnenbandagen?
Forschende vermuten, dass Patellasehnenbandagen Schmerzen beim Patellaspitzensyndrom durch folgende Mechanismen lindern können:
- Sie halten die Kniescheibe in einer günstigeren Position, wodurch das Zugverhalten auf die Sehne verringert wird.
- Sie verändern den Sehnenwinkel, sodass die Belastung von der schmerzhaften Stelle weggeleitet wird.
- Sie verbessern die Propriozeption (Gelenkwahrnehmung) des Knies, was zu einer besseren Bewegungssteuerung führen kann.
Auch wenn diese Theorien plausibel klingen, sind die Studienergebnisse uneinheitlich. Das heißt: Für manche wirken sie – für andere nicht.
Wenn du eine Patellasehnenbandage ausprobieren möchtest, achte darauf, dass sie:
- bequem sitzt – eng, aber nicht einschnürend,
- korrekt positioniert ist – direkt unter der Kniescheibe, sodass der gepolsterte Teil auf der Sehne liegt,
- verstellbar ist – damit du sie bei Bedarf lockern oder straffer ziehen kannst.
4. Stoßwellentherapie
Shockwave therapy may help reduce pain and stiffness associated with patellar tendonitis, but the evidence shows mixed results overall. As a result, it's best to use it only in special cases.
Stoßwellentherapie kann dabei helfen, Schmerzen und Steifheit im Zusammenhang mit dem Patellaspitzensyndrom zu lindern – aber die wissenschaftliche Evidenz ist insgesamt widersprüchlich.
Deshalb wird sie nur in bestimmten Fällen empfohlen.
Wenn deine Schmerzen dich daran hindern, Rehaübungen zu machen, kann die Stoßwellentherapie unter Umständen helfen, die Schmerzen so weit zu reduzieren, dass du wieder aktiv werden und dein Training fortsetzen kannst.
Wenn du jedoch bereits mit nur geringen Schmerzen trainieren kannst, zeigen Studien, dass Stoßwellentherapie wahrscheinlich keinen zusätzlichen Nutzen bringt – im Vergleich zum alleinigen Durchführen von Übungen, die die Sehne gezielt belasten.
Sprich mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer Physiotherapeutin bzw. einem Physiotherapeuten, wenn du wissen möchtest, ob diese Therapie für dich geeignet ist.
5. Massage
Massage kann als ergänzendes Mittel zur kurzfristigen Schmerzlinderung hilfreich sein – sie fördert aber nicht direkt die Heilung.
Vermeide kräftige Massagetechniken direkt auf der Patellasehne. Das kann sie zusätzlich reizen und die Schmerzen verstärken – ähnlich wie wenn man auf einen blauen Fleck drückt.
6. Kühlung der Patellasehne
It's also best to avoid icing before exercise. Some studies show icing slows down your nerve and muscle responses. As a result, it leads to reduced balance, proprioception (joint position sense), and muscle strength, which can increase your risk of worsening your injury or developing a new one.
Das Kühlen der verletzten Sehne kann helfen, Schmerzen zu lindern.
Aber: Verwende Eis nur, wenn es wirklich nötig ist, denn regelmäßiges Kühlen nach jedem Training kann deine Kraftzuwächse verringern.
Wenn du nach jeder Trainingseinheit Eis brauchst, um die Schmerzen zu kontrollieren, trainierst du möglicherweise auf einem zu hohen Niveau. In dem Fall solltest du lieber deine Übungen anpassen und testen, ob sich die Schmerzen dadurch verbessern – statt das Eis als ständige Lösung zu nutzen.
Auch vor dem Training solltest du auf Eis verzichten, denn einige Studien zeigen, dass Kälte die Reaktion von Nerven und Muskeln verlangsamen kann.
Das kann zu schlechterem Gleichgewicht, geringerer Gelenkwahrnehmung (Propriozeption) und reduzierter Muskelkraft führen – und damit dein Risiko für eine Verschlechterung der Verletzung oder neue Verletzungen erhöhen.
Zusätzliche Hinweise für eine sichere Anwendung von Eis
- Schütze deine Haut: Lege ein feuchtes Tuch zwischen Eis und Haut.
- Die richtige Dauer: 10 Minuten kühlen – 10 Minuten Pause – nochmals 10 Minuten kühlen.
- Nicht anwenden, wenn du Durchblutungsstörungen, Gefühlsverlust oder offene Wunden in dem Bereich hast.
7. Electrotherapy
You may come across electrotherapies such as ultrasound, laser therapy, and electrical stimulation as potential treatments for patellar tendonitis. However, the evidence for their effectiveness is poor, so they're not considered first-line treatments for patellar tendonitis.
8. Und was ist mit Medikamenten?
NSAR (nichtsteroidale Antirheumatika) können zwar Schmerzen lindern, können aber auch die Heilung der Sehne verzögern.
Deshalb solltest du sie entweder ganz vermeiden oder nur vorsichtig und nach Rücksprache mit medizinischem Fachpersonal einnehmen.
In diesem Artikel erfährst du mehr darüber, wie NSAR deine Heilung beeinflussen können.
Fazit
Es gibt keine Standardbehandlung, die für alle mit Patellaspitzensyndrom gleichermaßen funktioniert.
Relative Ruhe und gezielte Rehaübungen sind die zwei wichtigsten Bausteine für eine erfolgreiche Genesung.
Wenn die Schmerzen jedoch anhalten oder dein Training behindern, kann es sinnvoll sein, ergänzende Behandlungsoptionen in Betracht zu ziehen.
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So behältst du den Überblick über deine Reha und kommst Schritt für Schritt zurück zu schmerzfreiem Training.